Manchmal denken selbst erfahrene Künstler, dass Konzeptkunst nur eine vorbereitende Übung ist – ein Mittel zum Zweck, nicht mehr. Doch genau hier liegt der Irrtum, der so viele
einschränkt. Konzeptkunst ist keine bloße Skizze für andere, sondern eine eigenständige Sprache, die Ideen lebendig macht, formt und oft sogar definiert, wie Geschichten erzählt
werden. Was wir bei "Creativity" entdecken, ist, dass es nicht nur darum geht, etwas "gut aussehen zu lassen". Es geht darum, ein tiefes Verständnis für den Kontext und die Funktion
eines Designs zu entwickeln. Dabei entsteht eine Art von Klarheit, die nicht nur ästhetisch, sondern auch emotional und intellektuell durchdringt. Man könnte sagen – und das ist
vielleicht etwas provokant –, dass viele, die Konzeptkunst als technische Übung betrachten, ihre eigentliche Kraft nie wirklich verstanden haben. Was ich besonders spannend finde,
ist, wie sich die Perspektive der Teilnehmer verändert. Am Anfang sehen viele nur die Oberfläche: Formen, Farben, vielleicht ein bisschen Komposition. Aber mit der Zeit merken sie,
dass sie nicht nur Gestalter, sondern auch Problemlöser sind. Es ist, als ob sie plötzlich die unsichtbaren Fäden sehen können, die alles zusammenhalten. Das hat nicht nur
Auswirkungen auf ihre Kunst, sondern auch darauf, wie sie die Welt wahrnehmen. Sie beginnen, funktionale Schönheit zu erkennen – sei es in der Architektur eines Gebäudes oder in den
Details eines Alltagsgegenstands. Und diese Fähigkeit, das "Warum" hinter jedem Element zu verstehen, macht sie nicht nur zu besseren Künstlern, sondern auch zu besseren
Kommunikatoren. Es ist diese Balance aus freier Kreativität und fokussierter Zielsetzung, die den Unterschied macht – und, ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass man das jemals
"ausgelernt" hat.
In den ersten Wochen des Programms liegt der Fokus auf den Grundlagen. Die Teilnehmer lernen, wie Licht und Schatten funktionieren—ein Thema, das oft unterschätzt wird, aber enorm
wichtig ist. Manchmal gibt es Momente der Frustration, wie beim Versuch, eine einfache Kugel realistisch darzustellen. Wer hätte gedacht, dass der Übergang von Hell zu Dunkel so
kompliziert sein kann? Hier wird viel mit Bleistift gearbeitet, weil es einfacher ist, Fehler zu korrigieren. Aber auch das kann schnell chaotisch werden, wenn man die
Radiergummikrümel nicht im Griff hat. Später geht es um komplexere Szenarien, wie das Entwerfen von Charakteren oder Landschaften. Hier kommt oft die Frage auf: "Wie viel Detail ist
zu viel?" Besonders wenn man an einer Stadt arbeitet, die von Nebel umhüllt ist—wie stellt man das dar, ohne die Szene zu überladen? Ein anderes Beispiel: Die Textur von altem Holz.
Man merkt schnell, dass Geduld und Beobachtungsgabe entscheidend sind. Manche Studenten verzweifeln an diesen Feinheiten, aber genau hier lernt man, wie wichtig es ist, sich auf die
kleinen Dinge zu konzentrieren. Und dann, ganz unerwartet, kommt der Moment, wo plötzlich alles Sinn ergibt.